Mit Eiltempo ins Verderben

Auch am Abend des 13.01. lockt Lübbes Inszenierung der antiken Familientragödie „Antigone“ zahlreiche Besucher in den großen Saal des Schauspiels Leipzig und versucht in Rekordzeit von sich zu überzeugen. 

Nachdem die Beleuchtung ohne jegliche Vorwarnung ausgeschaltet wird, bleibt man zunächst in Verwirrung und völliger Dunkelheit, welche lediglich von einigen leuchtenden Smartphonedisplays unterbrochen wird, zurück, bis die Tragödie schließlich ihren Lauf nimmt:

Inmitten von grauem Mauerwerk steht Kreon (Bernd-Michael Baier), der König Thebens, setzt sich stur über altehrwürdige Traditionen und ewige Göttergebote hinweg und weigert sich, seinen aufsässig gewordenen Neffen Polyneikes zu bestatten. Ganz zum Entsetzen Antigones (Annett Sawallisch), welche sich trotz folgender Konsequenzen nicht an das Verbot ihres Onkels Kreon hält und schließlich ihren Bruder selbst mit bloßen Händen begräbt. Doch auch ihre Argumente, die sie Kreon wie Pistolenkugeln an den Kopf schießt, können ihr nicht helfen. Und siehe da, so ist nach knackig-kurzen 70 Minuten tot, wer nicht auf den weltlichen Herrscher hören will.

An Klarheit mangelt es dem Stück gewiss nicht, kürzt Lübbe doch großzügig weg, was dem Verständnis im Weg stehen könnte. Auch wird auf hohe Emotionalität, sowie Glanz und Gloria des Theaters konsequent verzichtet, stattdessen beherrschen Rationalität und purer Pragmatismus die Bühne. So ist man am Ende fast schon erfreut über den Effekt ein paar kullernder Perlen, als sich Kreons Frau, Eurydike, schließlich die Kette von Hals reißt und sich das Leben nimmt.

Anne Landschreiber

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