Hallo Torgau, ich bin Karl Nowack (16) und schreibe euch aus Michigan (USA).
Hier verbringe ich seit September 2015 mein Auslandsjahr. Welche Eindrücke ich schon von dem Land gesammelt habe und wie mein Alltag aussieht, beantworte ich euch in diesem Interview.
1. Wie ist dein erster Eindruck von deiner neuen Schule?
Meine High School, „Kenowa Hills High School“, ist viel größer als unser JWG. Mit
1300 Schülern wirkte die Schule erdrückend auf mich. In den ersten Wochen habe
ich mich ständig verlaufen. Aber mittlerweile kenne ich mich super
aus und es macht Spaß ein Teil von dieser großen Schule zu sein. Es
herrscht ein großer „School-Spirit“ an der „Kenowa“. Jeder ist stolz auf unsere
Schule. Das beeindruckt mich Tag für Tag. Dieser Schulstolz hat mich nun auch
angesteckt…
2. Wie schmeckt dir das amerikanische Essen?
Viele Leute in der Heimat denken, dass die Amerikaner nur Fast Food und
Ungesundes essen, aber das ist vollkommen falsch. Na klar gibt es Bürger-Buden
und Fast Food-Plätze wie in Deutschland, trotzdem ist es anders hier. Die
Amerikaner haben nicht wirklich eine eigene Esskultur. Es gibt viele verschiedene
Einflüsse, z.B. mexikanisch, italienisch, asiatisch, indisch… „Thanksgiving“ steht nun
vor der Tür und da bin ich auf den Truthahnbraten meiner Gastfamilie sehr
gespannt…
Besonders gut schmeckt mir hier mexikanisches Essen, klingt komisch, ist aber so.
Dadurch, dass meine Gastmutter viel mexikanisch kocht, habe ich es langsam für
mich entdeckt. Negative Erfahrungen habe ich bis jetzt mit dem Essen noch nicht
gemacht.
3. Worin siehst du den größten Unterschied zum Leben in Deutschland?
Alles ist so viel größer und weiter. Breitere Straßen, größere Autos, weite Wege… Es
war am Anfang erschreckend für mich, dass alles so groß ist. Jede Strecke, egal zur Schule oder zu einem Kumpel, musst du mit dem Auto fahren, weil die Wege so weit sind. Folglich fährt jeder Jugendliche Auto, wenn er fahren darf. Mit 16 hat jeder sein eigenes Auto. Ungewöhnlich für mich, aber lustig.
4. Was war für dich die größte Umstellung?
Eine Umstellung gab es für mich eigentlich nicht. Durch den Schüleraustausch des
JWG mit den USA wusste ich schon etwas über das Leben in den USA. Wenn es eine
Umstellung gibt, ist es die, dass man „selbstständiger“ wird und ist. Man hat eine Gastfamilie, die einen unterstützt wo sie nur kann, aber für gewisse Dinge ist man nun einfach selbst verantwortlich. Ein Beispiel hierfür ist Wäsche waschen. Nun muss man selbst schauen, dass die Hemden gebügelt sind und man genug Socken im Schrank hat. 😉
5. Was vermisst du am meisten?
Familie, Freunde…ein ordentliches deutsches Schnitzel.
6. Fühlst du dich in deiner Gastfamilie wohl?
In meiner neuen Gastfamilie ist es total super. Ich habe eine Gastmutter, einen Gastbruder
(13), eine Gastschwester(15) und einen Gastbruder aus Taiwan(15). Wir kommen total gut
miteinander klar. Wir haben viel Spaß zusammen. Wir sind eine sehr sportliche Familie und unternehmen viel. Ich kann mich nicht beschweren. Durch meinen Gastbruder aus Taiwan lerne ich seine Kultur neben der amerikanischen auch noch etwas kennen.
7. Beschreibe deinen Schultag.
Mein Schultag beginnt um 7:35am und endet um 2:40 pm. Ich habe sechs Fächer,
Government (Politik), Anatomie, Französisch, Englisch, PEAK und Algebra. Nach der dritten Stunde ist eine Mittagspause, in der sich alle Schüler in der Cafeteria versammeln. Nach der Schule treiben die meisten Schüler Sport. So dass du die Schule meistens nicht vor 5.30 pm verlässt. Cross Country war mein Sport, da Soccer leider schon voll war, also bin ich nach der Schule mit Freunden „Laufen“ gegangen. Nach der Schule Sport zu treiben macht unglaublich viel Spaß. Du lernst schnell neue Leute kennen und übst einen Sport für deine Schule aus. Es macht einfach unglaublich viel Freude.
8. Gibt es Unterschiede zum Johann- Walter Gymnasium? Welche?
Die Schule ist moderner als unser JWG. Jeder Schüler besitzt einen Laptop von der Schule mit dem er arbeiten kann. Dies erleichtert den Schulalltag, aber auch die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern erheblich. Es wird viel mit neuen Medien gearbeitet. Durch ein Schulnetzwerk sind alle miteinander verbunden. Es gibt kein Hausaufgabenheft mehr, in das jeder seine Noten einträgt. Jeder Schüler besitzt eine Übersicht seiner Noten im Internet. Ich habe das Gefühl, dass das Zeitalter von Papier und Stift an „Kenowa“ vorüber ist. Weiterhin finde ich Schulteams besonders klasse, du kannst etwas für deine Schule tun und verbringst Zeit mit Freunden.
9. Was ist das Besondere an deinem Wohnort? Was gibt es zu sehen?
Ich wohne in Grand Rapids im Westen von Michigan. Es ist der zweitgrößte Ort mit 74.000
Einwohnern. Wir wohnen in einem ruhigen Viertel, außerhalb der Stadt. Das Zentrum von
Grand Rapids ist sehr schön. „Downtown“ kann man viele schöne Bauwerke betrachten, aber auch außerhalb der Stadt kann man seine Freizeit in Parks sehr gut verbringen.
10. Womit verbringst du deine Freizeit?
Dadurch, dass man nach der Schule seinen Sport treibt und relativ spät nach Hause kommt, bleibt neben den Hausaufgaben am Abend nicht mehr so viel Zeit für Freizeit. Trotzdem ist es einfach schön, sich dann noch mit seiner Familie über den Tag auszutauschen. Am
Wochenende unternehmen wir als Familie kleine Ausflüge oder ich verbringe Zeit mit
Freunden.
11. Wie würdest du die Mentalität der Amerikaner beschreiben?
Die Amerikaner sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Sie versuchen einem überall zu
helfen und versprühen viel Freude. Trotzdem sind sie sehr national bewusst. Sie sind stolz auf ihre Nation. Jeden Tag wird durch den Schulfunk der Fahneneid, „Pledge of Allegiance“, gesprochen. Es ist freiwillig, schweißt aber alle, Schüler und Lehrer, enger zusammen.
12. Haben sich deine Erwartungen bestätigt?
Alle meine Erwartungen haben sich bis jetzt erfüllt. Neue Kontakte zu knüpfen, das
amerikanische Leben kennen zu lernen, viel Sport zu machen… Ich kann nur positiv von
meinem Aufenthalt berichten und ich hoffe, dass die nächsten 7 Monate genauso schön und spannend werden.
Ich sende an alle beste Grüße aus der entfernten USA und wünsche Euch allen alles Gute.
Bis bald
Karli
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