Die Reise in das Herz Polens

Kirchen, Synagogen, Auschwitz und die Schüler des Johann-Walter-Gymnasiums mittendrin

Er konnte Hufeisen gerade biegen, Stieren den Kopf mit einem Hieb abschlagen und Kanonenrohre ausheben. Wir alle kennen die Geschichten von August dem Starken, Herzog von Sachsen. Wir wissen, dass sein Herz in Dresden aufbewahrt wird, wir wissen aber auch, dass sein Körper in Polen bestattet wurde.

Diesmal machten wir uns nicht auf die Reise, um seinem Herzen in Dresden einen Besuch abzustatten, diesmal machten wir Schüler der zehnten Klassen uns im Zuge des fächerverbindenden Unterrichts auf den Weg nach Krakau, der wahren Hauptstadt Polens, wie sie von Einheimischen gerne genannt wird.

Fünf Tage (davon verbrachten wir zwei im Bus) hatten wir Zeit, die Stadt besser kennenzulernen, in den Fußstapfen August des Starken zu wandeln und Teile der deutschen Geschichte besser zu verstehen.

Am ersten Tag unserer Reise führten uns zwei Polinnen durch die Stadt, zeigten uns mehrere katholische Kirchen, die erste Uni Krakaus, die alte Synagoge im jüdischen Stadtviertel Kazimierz und noch viele weitere Sehenswürdigkeiten. Die Marienkirche beeindruckte uns mit ihrem Hochaltar, der von dem Nürnberger Veit Stoß angefertigt wurde und mit dem Krakauer Trompetensignal Hejnał, das von einem Feuerwehrmann zu jeder vollen Stunde in alle vier Himmelsrichtungen gespielt wird. Außerdem besuchten wir den Wawel und dessen Kathedrale, in der der Körper August des Starken beigesetzt worden ist.

Das Salzbergwerk Wieliczka erkundeten wir am darauffolgenden Tag. In 96,5 Metern Tiefe standen wir in einer gewaltigen Kapelle aus Salz und betrachteten die Schutzpatronin der Bergleute, die polnische Herzogin Kinga.

Auschwitz. Ein Ort, von dem jeder gehört hat, ein Ort, den wir allerdings erst am Mittwochabend richtig verstehen konnten. Unser letztes Reiseziel war das ehemalige KZ, in dem circa 1,4 Millionen Menschen ums Leben gekommen sind. Wir liefen über die Wege, die vor 75 Jahren von Häftlingen benutzt wurden. Wir sahen Brillen, Koffer, Schuhe, sogar Haare der Juden, die in diesem Lager Opfer des Gases Zyklon B wurden. Eine Historikerin erzählte uns Geschichten von Familien, die an der Todeswand ihr Ende fanden. Sie zeigte uns die Baracken und Zellen, in denen die Menschen eingesperrt worden sind, teilweise ohne Licht, ohne Hygiene, schrecklich allein oder mit neun anderen auf einer kleinen Pritsche.

Erst ab diesem Tag konnten wir tatsächlich verstehen, was das Wort Auschwitz bedeutet, welch Schrecken mit diesem Ort verbunden ist.

Doch auch, wenn wir Dinge erfahren und gesehen haben, die uns nachdenklich und sehr bedrückt nach Hause geschickt haben, war die Zeit in Krakau sehr intensiv, sehr schön, sehr interessant und wir können jedem nur empfehlen, das wahre Herz Polens einmal zu besuchen.

 

Alma Eggers

Klasse 10

 

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