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Am Mittwoch, dem 21.08., veranstaltete die Kulturbastion Torgau ein Politiker-Grillen. Zu der Aktion waren U-18-jährige und Landtagswahlkandidaten eingeladen, jeweils einer der Parteien die Linke, die Grünen, die Freie Wählergemeinschaft, die SPD, die FDP, die CDU und die AfD. Jugendliche und Politiker konnten miteinander reden und diskutieren, während sie das Abendessen zubereiteten. Ziel war es, die politische Bildung und Beteiligung der Nicht-Wähler zu stärken.
Wir nutzten diese Gelegenheit, um die Vertreter der Parteien über Themen zu befragen, die unser Schulsystem betreffen, darunter der Lehrermangel, die Digitalisierung von Schulen, die Vor- und Nachteile von Gesamtschulen und Kopfnoten sowie die Integration von Flüchtlingen an Schulen. Dabei hatten wir persönlich viel Spaß, fanden die Gespräche sehr interessant und hätten gern noch mehr Themen angeschnitten, wenn die Zeit gereicht hätte.
Die Zusammenfassung aller Interviews sowie ein Foto einer Tafel im KAP, auf der die Statements der Politiker zu weiteren Fragen aufgehängt waren, könnt ihr hier ansehen.
Gudrun Petzold – AfD
Lehrermangel: Es seien in den letzten Jahren zu viele Lehrer entlassen wurden. Man solle den Beruf mehr wertschätzen, seine Ausbildung unterstützen, die Infrastruktur ausbauen und die Qualität der Gymnasiasten verbessern, um neue Lehrer zu gewinnen, doch das Problem sei so schnell nicht zu lösen.
Digitalisierung: Digitalisierung solle an Schulen gefördert werden, da sie Teil der Zukunft sei, dennoch solle man vorsichtig sein aufgrund von Gesundheitsschäden durch vermehrte Mikrowellenbelastung.
Gesamtschulen: Frau Petzold ist gegen Gesamtschulen, da sie eine Differenzierung der Intelligenz für sinnvoll erachtet.
Kopfnoten: Soziale Kompetenzen müssten weiterhin bewertet werden, allerdings seien schriftliche Einschätzungen eventuell vorteilhafter als Noten.
Flüchtlingsintegration: Das Erlernen der Sprache und das vertraut machen mit deutschen Traditionen und Werten sei vonnöten.
Denise Wendt – Freie Wähler
Lehrermangel: Lösungen seien die Verbeamtung der Lehrer und das Schaffen finanzieller Anreize.
Digitalisierung: Die Digitalisierung müsse an Schulen vorangebracht werden, indem interaktive Tafeln bereitgestellt (an Grundschulen sollten weiterhin Kreidetafeln existieren) und Handys verantwortungsvoll als Hilfsmittel eingesetzt werden.
Gesamtschulen: Frau Wendt ist für differenzierte Schulen, da sie eine bessere Einschätzung des Potenzials ermöglichen würden. Allerdings solle die Grundschulzeit auf sechs Jahre verlängert werden.
Kopfnoten: Kopfnoten seien kein schlechtes Prinzip, denn sie schaffen Anreize, doch schriftliche Einschätzungen seien besser.
Flüchtlingsintegration: Die Einstellung auf andere Kulturen sowie das Erlernen der deutschen Sprache seien Voraussetzung, dabei solle mehr auf Teamwork und Unterstützung durch Klassenkameraden geachtet werden.
Volkmar Winkler – SPD
Lehrermangel: Schuld sei der Sparzwang der schwarzgelben Regierung, Geld sei für Investitionen gespart und zu wenig Abschlüsse anerkannt wurden. Lösungen seien Verbeamtung, Verdreifachen der Ausbildungskapazitäten und vorüber gehend das Einstellen von Seiteneinsteigern. Herr Winkler ist jedoch optimistisch: In 3-4 Jahren wird der Lehrermangel seiner Meinung nach nicht mehr existent sein, nur die Lage im ländlichen Raum sei komplizierter aufgrund der Mentalität und des aufregenderem Lebens, das die Großstadt bietet.
Digitalisierung: Digitalisierung sei bedeutend für die Zukunft, z. B. bei der Entbürokratisierung, deshalb solle sie auch Bestandteil der Schule sein. Nordsachsen sei dabei übrigens Vorreiter. Bund und Land sollen den Breitbandausbau finanzieren, Lehrer müssten offener gegenüber Computer und Handys werden. Außerdem solle das Handy nicht grundsätzlich verboten sein (außer bei Prüfungen), ein disziplinierter Umgang sei wichtig und möglich.
Gesamtschulen: Gemeinsames Lernen sei positiv, allerdings sei die Einschätzung ob „intelligente“ oder fachliche Richtung später leichter durch differenzierte Schulen.
Kopfnoten: Kopfnoten sollen bleiben, da der Arbeitgeber den Bewerber dadurch leichter einschätzen kann.
Flüchtlingsintegration: Sie könne vorangetrieben werden, indem man Schulsozialarbeit fördert, Integration finanziell stützt und Flüchtlingen Sprache und Bildung näher bringt.
Michael Bagusat-Sehrt – Die Linke
Lehrermangel: Der Lehrermangel sei absehbar und zeitiger zu bekämpfen gewesen. Nötig seien nun Anreize, Lehrer zu werden, durch Beamtentum, Sicherheit bei Übernahme, höherem Gehalt, Entscheidungsfreiheit beim Einsatzort, gleiche Bezahlung bei Grundschule und Oberschule, weniger Pendeln der Lehrer.
Digitalisierung: Herr Bagusat-Sehrt ist für die Digitalisierung. Recherche im Internet sei nicht schlechter oder anders als im Buch und zudem noch informativer. Der Umgang mit dem Internet müsse gelernt werden, da er später abverlangt wird. Und wenn Schüler für ihre Hausaufgaben googeln sollen, müsse die Möglichkeit gestellt und nicht vorausgesetzt werden, z.B. durch Tablets und WLAN, beides müsse fester Bestandteil des Schulalltags sein.
Gesamtschulen: Gesamtschulen seien notwendig für die Chancengleichheit, differenzierte Schulsysteme dagegen seien unverantwortlich, da sie schon im Kindesalter in doof und schlau aufteilen würden.
Kopfnoten: Kopfnoten seien zu subjektiv, bei schriftlichen Einschätzungen stehe der Mensch mehr im Vordergrund.
Flüchtlingsintegration: Integration sei absolut wichtig, deshalb müsse der Anteil an Flüchtlingen und Ausländern in den Klassen wesentlich größer sein, ideal sei eine bunte Mischung an Kulturen und Herkunft. Integration müsse von vornerein erfolgen für eine frühe Sensibilisierung mit anderen Kulturen.
Bernd Merbitz – CDU
Lehrermangel: Hier wurden große Fehler gemacht bzgl. der Anerkennung des Studiums. Der Lehrermangel sei plötzlich da gewesen und müsse jetzt kompensiert werden durch eine Landlehrerquote und Lehramtsstudienplätze.
Digitalisierung: Bis 2022 sollen alle Schulen digitalisiert sein, dann gebe es ein Tablet für jeden Schüler, interaktive Tafeln und Fortbildung der Lehrer im Bereich Informatik.
Gesamtschulen: Über das Thema solle gesprochen werden, indem es einen Schulgipfel gibt, bei dem Schüler und Lehrer Mitspracherecht erhalten. Herr Merbitz selber ist gegen Gesamtschulen und glaubt nicht, dass das Schulsystem so schnell geändert werden kann.
Kopfnoten: Bei einer persönlichen, schriftlichen Einschätzung sei die Persönlichkeit besser einschätzbar.
Flüchtlingsintegration: Der aktuelle Zustand sei schlecht, es müsse viel mehr Geld investiert werden, hervorzuheben sei das Aneignen der Sprachkenntnisse.
Philipp Hartewig – FDP
Lehrermangel: Der Lehrermangel sei zu spät erkannt worden, Ursachen seien die Abschaffung des Lehramtstudiums in Chemnitz und der Krankenstand. Mit einem Budgetrecht könnten Schulen den Krankenstand ausgleichen, Seiteneinstieg habe den Nachtteil, dass viele Steiteneinstieger wieder aufgehört hätten und zum Teil besser bezahlt wurden als Lehrer.
Digitalisierung: Bis 2022 sollen Schulen mit Tablet und Cloudsystemen ausgestatten werden. Lernvideos sollen zertifiziert werden und der Umgang mit Computern Pflichtteil der Lehramtsausbildung sein. Vorteile der Digitalisierung seien das spannendere Näherbringen des Stoffs, das individuelle Lernen und die unterhaltsamere Gestaltung z. B. durch Gaming for Cation.
Gesamtschulen: Nach bis zu sechs Jahren gemeinsamen Lernens solle spezifizierter, individueller Unterricht erfolgen, also keine Gesamtschulen.
Kopfnoten: Herr Hartewig ist sich zu diesem Thema etwas unschlüssig, Kopfnoten hätten nur wenig Auswirkung, seien aber subjektiv, vielleicht wären schriftliche Einschätzungen besser.
Flüchtlingsintegration: Die Flüchtlingsintegration an Schulen kann Herr Hartewig nur schwer einschätzen.
Barbara Scheller – Bündnis 90/Die Grünen
Lehrermangel: Der Lehrermangel sei seit 15 Jahren stark vernachlässigt worden, zur Bekämpfung müssten alle Schulämter aushelfen.
Digitalisierung: Die Digitalisierung an Schulen sei super nötig, da an Universitäten erwartet werde, topfit im Umgang mit Computern zu sein. Sie solle fächerübergreifend sein und müsse gestellt werden. Auf Computer sollte man an Schulen immer zugreifen können.
Gesamtschulen: Aufgrund eigener positiver Erfahrungen ist Frau Scheller für Gesamtschulen bis zur 8. Klasse. Sie findet zudem, dass die soziale Kompetenz durch Vermischung von Stärken und Schwächen gestärkt wird.
Kopfnoten: Kopfnoten seien eine Verkürzungsform der verbalen Einschätzung, welche vorteilhafter wäre.
Flüchtlingsintegration: Dabei könne der Fokus mehr auf das Elternhaus gelegt werden. Außerdem müsse jeder Migrant auch nach Vollendung des 18. Lebensjahres seinen Schulabschluss machen können, weil er sonst oft nur Chancen auf niedere Arbeit habe.