Ein Tag, der verändert?! Challenge Day

Eine Turnhalle, viele Schüler und ein Tag voller Motivation und Umarmungen, das ist dann ein ganz normaler Challenge Day in den USA. Über die skurile Begebenheit, die sogar den regulären Schullaltag unterbrach, könnt ihr im folgenden Beitrag von Almut Baronius lesen.

  Gruppe

Challenge Day war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Als ich im März dieses Jahres an einem Amerikaaustausch teilgenommen habe, hätte ich niemals gedacht, dass nicht New York oder Washington DC mir als bester Eindruck in Erinnerung bleiben würde, sondern etwas, von dem ich zuvor noch nie gehört habe. Meine Austauschschülerin sagte am Abend zuvor „Morgen ist keine richtige Schule, morgen ist Challenge Day“, ich wusste natürlich nicht was sie meinte, auch nach Nachfragen nicht, was entweder an daran lag, dass sie auch nicht recht wusste, wie sie es erklären sollte oder aber an meinen Englischkenntnissen.

Am nächsten Tag fuhren wir in die High School und warteten dort vor der Turnhalle anstatt wie sonst in den Unterricht zu gehen. Busse von anderen Schulen kamen an, die Schüler stiegen aus und begrüßten sich herzlich. Es waren auch relativ viele Erwachsene dabei, die zu einzelnen Schülern gingen und sagten: „Ich bin froh, dass du gekommen bist.“

Irgendwann durften wir dann in die Turnhalle, dort war ein großer Stuhlkreis aufgebaut, alle nahmen Platz und dann ging es los.

Ein Mann und ein Frau begrüßten uns zuerst herzlich und fröhlich. Dann stellten sie uns Aufgaben, wie „Hüpft!“ oder „Tanzt“, „Sagt zu fünf verschiedenen Personen: „You are amazing“ und „Sagt zu fünf verschiedenen Personen: „I am amazing“, all so was, wahrscheinlich zur Auflockerung.

Dann mussten wir oft die Plätze wechseln, damit wir nicht immer neben denen sitzen, die wir sowieso kennen. Irgendwann hieß es „Umarmt euren Nachbarn“ und die Stimmung war soweit aufgelockert, dass sogar die Schüchternen sich dazu durchringen konnten. Es wurde immer weiter gesteigert bis der Mann eine Wette machte, derjenige der in einer Minute hundert verschiedene Schüler umarmen konnte, sollte irgendeinen Preis bekommen. Natürlich hat es niemand geschafft, aber es gab ein buntes Gewusel von Schülern die einander umarmten, Menschen, die zum Teil, sich das erste Mal gesehen haben und Schüler, die noch vor einer Stunde zu schüchtern waren um vor den Anderen zu hüpfen rannten nun im Kreis herum und umarmten so viele Menschen wie sie erreichen konnten.

Nun fingen der Mann und die Frau noch persönlichere Aufgaben zu stellen: wir sollten unseren Nachbarn spontan ein Kompliment machen, Das ging erstaunlich leicht.

Irgendwann hieß es „Sucht euch einen Partner“, nicht weiter schlimm, „Ihr habt nun 15 Minuten Zeit um euch zu unterhalten, verteilt euch.“ So wurden nun alle Schüler und Erwachsene dazu gezwungen sich mit Wildfremden zu unterhalten aber auch das funktionierte nach diesen 3 Stunden. Ich glaube ich habe mich mit einem Schulleiter unterhalten, es war auf jeden Fall sehr lustig und interessant und alle haben auch diese Aufgabe gemeistert. Die Alternative, 15 Minuten stumm herumzustehen und sich anzugucken, war wohl nicht besonders reizvoll.

Aber Challenge Day besteht nur aus Herausforderungen, die sich Stück um Stück steigern. Die nächste Etappe bestand darin sogenannte „Familien“ zu gründen (ca. 5 Personen). Es wurde noch einmal sicher gegangen, dass in den „Familien“ weder Freunde noch Verwandte waren und dann wurden verschiedene Themen vorgegeben über die man sich unterhalten sollte.

Familie

Nun fiel  immer öfter die Ermahnung „Was in diesem Raum gesagt wird, bleibt in diesem Raum!“

Irgendwann hieß es, dass wir in unserer „Familie“ alles erzählen können, was wir auf dem Herzen haben und dann konnten jeder erzählen was ihn bedrückt oder was ihm wichtig es oder auch was in glücklich macht, also kurz gesagt was ihn beschäftigt und wie es ihm geht. Es war unglaublich in der ganzen Halle herrschte eine vertrauensvolle, freundliche, aufgeschlossene, mitfühlende und ehrliche Stimmung. Ich habe keinen gesehen der aussah, als ob er sich unwohl fühlte. Allerdings flossen auch Tränen weil die Themen die man in den „Familien“ besprach teilweise so ernst und so traurig waren.

Am Ende des Tages kam dann der Höhepunkt. Es wurde eine gedachte Linie gezogen. Dann wurden Dinge gesagt wie „ Alle Jungs gehen über die Linie, die nicht ihre Gefühle ausdrücken durften durch die Aufforderung: Sei ein Mann!“ oder „All jene gehen über die Linie, welche ein Familienmitglied verloren haben“ und die Personen, die das betraf konnten über diese Linie gehen.

Eine erstaunliche Tatsache war, dass die, die zu Beginn des Challenge Day lustig und selbstbewusst waren am häufigsten über diese Linie gegangen sind.

Am Ende des Tages waren alle erleichtert und vielleicht etwas benommen, weil so viel ausgesprochen wurde, was man  bis dahin nur in sich hineingefressen hat.

Ich glaube alle fühlten sich auf eine gewisse Art befreit.

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