Hoher Adel im Knast

Beklagt Hamlet in Shakespeares gleichnamigem Werk noch Dänemark als Gefängnis, so weilt er nun in der Justizvollzugsanstalt Torgau: Zum dritten Mal bringen der JVA-Leiter Anselmi und die Theaterpädagogin Neubauer, den Prinzen hinter Gitter und locken am Nachmittag des 8.11 zahlreiche Schaulustige zu sich.

Grüppchenweise und mit flauem Gefühl im Magen wird man durch zahlreiche Trakte des Gefängnisses geführt, bis man schließlich zu dem Raum gelangt, in dem ein paar Inhaftierte in rund 60 Minuten versuchen, der Tragödie um Hamlet Leben einzuhauchen: Vom Geist seines Vaters, ehemals König von Dänemark, zur Rache angetrieben, soll der junge Thronfolger nun die zwielichtigen Machenschaften des neuen Herrschers, Claudius, aufdecken. Nach langem Zweifeln schreitet Hamlet zur Tat und die Vermutungen bestätigen sich – der Thron wird vom Mörder des Familienoberhauptes besetzt. Ein perfider Plan folgt dem anderen und, ob durch Gift im Kelch oder am Degen, am Ende liegen beide Kontrahenten tot auf der Bühne.

Hamlet

Trotz stark verkürzter Handlung und dem Fehlen sämtlicher weiblicher Charaktere schaffen es die Schauspieler, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Moderne Sequenzen, leidenschaftlich vorgetragene Live-Musik, die Lust der Insassen auf Theater und nicht zuletzt die ungewohnte Atmosphäre machen die Inszenierung zu einem wohl einmaligen Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

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