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Wir sind es gewohnt, in einer Demokratie zu leben, in der wir unsere Meinung stets offen äußern können. Dieses Privileg hatten unsere Eltern und Großeltern allerdings nicht uneingeschränkt. Aufgrund der Repressionen, die in der DDR herrschten, war es oftmals nicht möglich, sich individuell und frei zu entwickeln.
Anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus findet das Projekt „Gehen oder Bleiben? Jugendliche in der DDR zwischen Flucht und Repression“ statt. Dieses soll Schülern die Geschichte der DDR auf eine Art und Weise näherbringen, die sich gänzlich vom Unterricht abhebt. Dafür wurde das Projekt in zwei Abschnitte gegliedert, wobei der erste in Torgau beziehungsweise Leipzig abgehalten wurde und der zweite Teil in Sandbostel durchgeführt werden soll. Dem Leistungskurs von Herrn Gierschick und dem Grundkurs von Herrn Titze wurde diese besondere Erfahrung ermöglicht.
Der erste Teil fand vom 13. bis 15. Oktober 2021 statt. Der zweite Teil des Projekts wird voraussichtlich im nächsten Jahr zustande kommen.
Zu Beginn des Projekts klärten die wissbegierigen Schüler zunächst, was Freiheit für sie bedeutet. Schnell wurde klar, dass viele ihre Freiheiten als selbstverständlich ansehen. Dies widersprach zum Teil gänzlich den in der DDR herrschenden Bedingungen. Als Nächstes beschäftigten sich alle Teilnehmer mit der Freiheitsberaubung durch den Mauerbau 1961 und seinen Folgen für die Bewohner Deutschlands. Um sich auf den am Nachmittag folgenden Besuch des Erinnerungsortes am Fort Zinna vorzubereiten, befassten sich die Schüler mit Biografien von jungen politischen Häftlingen. Die Haftgründe sowie die dahintersteckenden Motive der Insassen sind heutzutage nur schwer nachvollziehbar, da eine freie Meinungsäußerung für uns selbstverständlich ist.
Den darauffolgenden Tag verbrachten alle in Leipzig, wobei sich die Kurse in zwei Gruppen geteilt hatten. Gruppe 1 besuchte das Stasiunterlagenarchiv und informierte sich über die Arbeitsweise der Staatssicherheit. Außerdem durfte sie auch einige, selbstverständlich geschwärzte, Akten durchsehen. Die andere Gruppe war währenddessen zu Gast im Archiv Bürgerbewegung und besichtigte die Ausstellung „All you need is beat“, wobei die Leipziger Beatdemonstration 1965 im Mittelpunkt stand. Beide Gruppen tauschten daraufhin ihren Aufenthaltsort.
Am letzten Tag war das Highlight das Zeitzeugengespräch mit Norbert Sachse, welcher selber einmal ein politischer Gefangener im Torgauer Gefängnis war. Er berichtete über seine Zeit in Haft und beantwortete den Schülern alle Fragen. Das gesamte Gespräch verlief sehr locker und trotz des ernsteren Themas wurde viel gelacht. So verging der letzte Tag wie im Flug und jeder machte sich auf den Weg nach Hause, um dort die neu gelernten Dinge zu verarbeiten.
Insgesamt kam das Geschichtsprojekt bei Schülern und Lehrern gut an. Letztere hoffen, dass dieses Projekt auch nachfolgenden Jahrgängen nicht verwehrt bleibt. Es hilft, die Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern zu verstehen, und dies sollte man nutzen, solange es noch Zeitzeugen gibt, die davon berichten können. Eins ist sicher: In diesen 3 Tagen haben alle Schüler mehr für das Leben gelernt, als es im Unterricht möglich gewesen wäre.
Elli Krieg und Nora Paul, Klasse 11