Der rot-grüne Waggon der Achterbahn fährt quietschend ein. Die Gesichter der Passagiere sagen alles, was ich gar nicht wissen will. Aufgerissene Augen, gerötete Wangen, eine Hand vor den Mund geschlagen und dazu zerzauste Haare. Ich muss schlucken, denn ich stehe ganz vorn in der Reihe. Was habe ich mir dabei gedacht? Das Fuhrwerk knattert und der Waggon kommt neben mir und meinen Freunden langsam zum Stehen. Die vier Mädels steigen mit wackeligen Beinen aus, aber lachen euphorisch. Während ihr Puls sich jetzt wieder beruhigen wird, fängt der meine immer und immer mehr an zu rasen. Ich glaube, ich will das nicht, ich kann das nicht! Doch einen Rückzieher kann ich jetzt nicht mehr machen. Meine Freunde steigen bereits mutig ein, es wäre viel zu peinlich, jetzt einfach wieder umzudrehen. Bevor ich noch weiter überlegen kann, greift eine Hand nach meinem Arm und schon werde ich in den Sitz gerissen. Ich habe ein mulmiges Gefühl, als ich die Sicherheitshalterung zu mir nach unten ziehe, bis sie fest an meinem Körper sitzt. Als der Waggon ruckend losfährt, kralle ich meine Nägel in das Polster, werfe meiner Freundin links von mir einen geschockten Blick zu – den sie mit einem Zwinkern erwidert – und fluche innerlich. Was mache ich hier? Warum bin ich so dumm? Mit jedem Meter, den der Waggon steil an Höhe zunimmt, schlägt mein Herz noch ein bisschen schneller. Wir kommen ganz oben an und von meiner Position aus sehe ich nichts außer den Himmel und die weit entfernten Umrisse einer Siedlung. In diesem Moment empfinde ich nichts anderes als blanke Angst. Plötzlich fällt der Waggon nach vorn, wir rasen auf den Erdboden zu. Ein lauter Schrei löst sich aus meiner Kehle, ein unbeschreibliches Gefühl legt sich in meinen Bauch und ich kneife reflexhaft die Augen zusammen. Wahrscheinlich leide ich an einer Überdosis Adrenalin. Dann werden wir nach rechts gerissen. Ein paar weitere Kurven, Loopings und Erhebungen folgen. Schließlich frage ich am Ende der Fahrt: „Wollen wir noch einmal?“
Am Dienstag, dem 06.09.2022, fuhren die Schüler*innen des Johann-Walter-Gymnasiums zusammen mit vier Lehrer*innen in den Belantis-Vergnügungspark nahe Leipzig, wo sie den Tag an den zahlreichen Fahrgeschäften, Attraktionen und Essensständen verbrachten. Ausgewählt wurden die 78 Schüler*innen aufgrund ihres besonderen schulischen sowie außerschulischen Engagements. Dazu zählen unter anderem hervorragende Noten, gewonnene Wettbewerbe und die Teilnahme an Projekten wie der Theateraufführung von „system fatal“, der BeLL von Tabea Wenselau und Maren Bolduan. Denn besonderer Fleiß muss natürlich belohnt werden. Möglich ist diese jährliche Auszeichnungsfahrt durch den Förderverein des Gymnasiums, welcher die Busfahrt, die Eintrittsgelder und einen Essensgutschein in Wert von 5 € für alle Schüler*innen und Lehrer*innen vollständig spendierte.
Eine befragte Schülerin betrachtet den Tag als „schöne Abwechslung zum Schulalltag und Motivation, sich zu engagieren“, eine andere als „tolle Möglichkeit, zusammen mit seinen Freunden Spaß zu haben und den Schulstress sowie die Ernsthaftigkeit des Alltags mal abzulegen“.
So ist das Erlebnis für die Gymnasiast*innen eines der Highlights des Schuljahres und die Tradition sollte auch in der Zukunft nicht verloren gehen.
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Lea Ziegenhorn, 12eth1