Als es in unserer Schule vor 2 Wochen wieder losging war einer der ersten Gänge für alle Klassen das Abholen der neuen Bücher. Mit Bücherstapeln beladen kamen wir aus dem altbekannten Archiv im Keller, wo wir sie abholen müssen. Vielleicht hat sich der eine oder andere ja beim Warten gefragt, ob der Raum schon immer als Bücherablage genutzt wurde. Die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Nein! Denn in vergangenen Zeiten wurde dieser Raum als Schulclub genutzt.
Im Rahmen unseres Projektes “Lost Places” haben wir unsere ehemalige stellvertretende Schulleiterin Frau Heinecke zum früheren Schulclub interviewt.
Wann der Schulclub zu diesem wurde, ist nicht mehr sicher zu sagen. Allerdings gab es ihn bereits 1976. Die Schüler und Lehrer ergriffen selbst Initiative und jeder steuerte etwas zu dessen Einrichtung bei. Ob nun Gläser, Holz oder Tapete, alles wurde gebraucht und dankbar angenommen. Dabei ist nicht zu vergessen, dass dies zu DDR-Zeiten stattfand, also in einer Mangelwirtschaft.
Wie Frau Heinecke so schön sagte, dies sei ein perfektes Beispiel dafür, dass man auch aus nichts etwas machen könne.
Der Schulclub war für die Schüler nur von außen betretbar, lediglich die Lehrer hatten Zugang von innen. Mit dem Umbau der Schule ist der äußere Eingang zu den Räumlichkeiten verschwunden – und mit ihm auch der gesamte Schulclub. Wer eine gute Vorstellungskraft besitzt, kann sich vielleicht schon denken, wo der Eingang lag: dort, wo sich der heutige Fahrradkäfig befindet.
Wie ihr vermutlich sehen konntet, ist der Raum ziemlich geräumig und bot so Platz für ganze Klassen. Es gab sogar eine Bar – jedoch keinen Alkohol. Auch Rauchen war selbstverständlich verboten. Außerdem existierte im Keller ein Lagerraum, in dem Getränke für gegebene Anlässe aufbewahrt wurden.
Im Gegensatz zum heutigen Schulclub wurde dieser nur für besondere Anlässe genutzt. So zum Beispiel Abschlussfeiern, Wettbewerbe, manchmal auch Elternabende, verschiedene Lehrerfeiern und Buchlesungen. Im Gedächtnis geblieben sind unter anderem die russischen Theatervorführungen für die sowjetischen Soldaten, welche früher in Torgau stationiert waren.
Für jene war dies ein sehr besonderes und schönes Erlebnis.
Eine Voraussetzung für die Nutzung des Schulclubs war die Anwesenheit eines Lehrers.
Ein weiterer Unterschied ist, dass der Schulclub nur für die oberen Jahrgänge offen stand und nicht für Alltägliches, wie Hausaufgaben, genutzt wurde.
Die Schüler standen hinter “ihrem” Schulclub, denn die elften Klassen renovierten diesen mehrfach. Es war sozusagen ihr Werk und somit auch ihre Verantwortung. Die Schüler kümmerten sich um die Sauberhaltung, Dekoration und Getränke. Dadurch entstanden ein schönes Ambiente und eine angenehme, zwanglose Wohlfühlatmosphäre. Der Club wurde somit begeistert und häufig genutzt.
Funfact: Viele unserer (ehemaligen) Lehrer feierten als Lehrer und zum Teil sogar noch als Schüler mit.
Eventuell fragt ihr euch nun, warum er, trotz seiner großen Beliebtheit, nicht mehr existiert.
Der Hauptgrund dafür ist der Umbau unserer Schule nach der Wende. Das Augenmerk lag währenddessen auf anderen Punkten. Aus bautechnischen Gründen ist er also weggefallen.
Geblieben sind dafür viele nostalgische Erinnerungen an schöne Erlebnisse bei allen, die ihre Zeit in diesem besonderen Raum genießen konnten.
Frau Heinecke beweist uns mit ihren Worten, dass der Schulclub nie in Vergessenheit geraten wird.
Nora Paul und Lea Ziegenhorn, 11. Klasse